Eduard Brückner-Preis 2021
Die Klimaforschung hat sich zu einem eigenständigen Wissensbereich entwickelt, der für den gesellschaftlichen Umweltdiskurs, für die Lebensführung der Individuen und die globale Politikberatung unmittelbar bedeutsam ist. Neben klassischen naturwissenschaftlichen Disziplinen wie Meteorologie, Ozeanographie, Geologie, Geographie, Botanik, Geophysik oder Glaziologie schließt diese Erweiterung jene sozial- und kulturwissenschaftlichen Disziplinen ein, die sich um die Umsetzung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse für die Öffentlichkeit bemühen und die vorwissenschaftlichen Annahmen und die kulturellen Grundlagen naturwissenschaftlichen Forschens herausarbeiten. Die naturwissenschaftliche Klimaforschung kann nur dann öffentlich wirklich bedeutsam werden, wenn sie in einen Dialog mit den Sozial? und Kulturwissenschaften eintritt.
Um diese Entwicklung zu fördern, ist der Eduard-Brückner-Preis gestiftet worden für herausragende interdisziplinäre Leistungen in der Klimaforschung. Der Preis ist nach dem herausragenden Geographen Eduard Brückner (1862?1927) benannt, der sich neben der Erforschung des eiszeitlichen Klimas in den Alpen und der natürlichen Klimaschwankungen auf Zeitskalen von Jahrzehnten auch um die ökonomische und soziale Dimension des Klimas in historischer Zeit verdient gemacht hat.
Der Preis wurde bisher fünfmal im Rahmen der Deutschen Klimatagung (DKT) verliehen, nämlich an Christian Pfister 2000 in Hamburg, an Ernst Maier-Reimer 2003 in Potsdam, an Roger Pielke jr. 2006 in München, an James R. Fleming 2015 in Hamburg, und Rudolf Brazdil 2018 in Frankfurt.
Der Preis wird 2021 vergeben im Rahmen der 12ten Deutschen Klimatagung (12DKT; in Hamburg), und ist mit einem vom Institut für Küstenforschung des Helmholtz Zentrums Geesthacht finanzierten Preisgeld von 1500 Euro versehen. Aus den eingesandten Vorschlägen und Anträgen wählt das Preiskomitee aus – Jürgen Sündermann, Heinz Wanner, Hans von Storch, Martin Claussen, und Gudrun Rosenhagen. Formlose kurze Vorschläge sind bis zum 1. Dezember 2020 an Hans von Storch (hvonstorch@web.de) zu schicken.
Eduard Brücker, 1862-1927, Schüler Albrecht Penck’s, war
Geograph in Hamburg, Bern, Halle und Wien. Neben seinen Arbeiten über
die Gletscher der Alpen tat sich Brückner besonders hervor durch seine
Analyse langjähriger Reihen instrumenteller und indirekter Beobachtungen
von Klimaschwankungen. Dabei unterschied er klar zwischen natürlichen
Klimaschwankungen und systematischen Veränderungen. Er identifizierte
Trends in seiner jüngeren Vergangenheit als Ausdruck natürlicher
Variabilität und wies verbreitete Spekulationen, daß diese Trends
anthropogen (Entwaldung) seien, zurück. Er war interessiert an den
gesellschaftlichen Auswirkungen der von ihm beschriebenen natürlichen
Klimavariabilität, inbesondere im Hinblick auf die Verbreitung von
Krankheiten, Landwirtschaft und Transporte. (vgl. Stehr, N., und H. von Storch, 2008: Eduard Brückner - Die Geschichte unseres Klimas: Klimaschwankungen und Klimafolgen; Heft 40 der Österreichischen Beiträge zur Meteorologie und Geophysik (ISSN 1016-6254; 272pp).)